Bereitet dem HERRN den Weg

Andacht zum 3. Advent

In diesem Jahr tun wir uns mächtig schwer mit der Vorbereitung auf Weihnachten. War es in anderen Jahren vor allem der Stress, der den meisten zu schaffen machte, ist es in diesem Jahr eher die gedrückte Stimmung, der Verzicht, das Kommen immer neuer Verordnungen, fehlende Gemeinschaft, bei manchem auch Wut. – Die rechte Vorfreude bei der Vorbereitung auf Weihnachten will sich einfach nicht einstellen.

Doch der dritte Adventssonntag lenkt den Blick zunächst erst einmal weg von uns selbst, unseren Wohnungen und Familien: BEREITET DEM HERRN DEN WEG!

Ach ja – Advent bedeutet Ankunft. EINER kommt. – Wenn jemand ankündigt, dass er zu mir kommt, dann will ich vorbereitet sein. Damit die Begegnung gelingt. Gott kommt – aber er will nicht pünktlich von mir vom Bahnhof abgeholt werden. Er will auch kein besonderes Essen. Ich soll ihm den Weg ebnen – sagt der Prophet Jesaja.

In der Wüste bereitet dem Herrn den Weg, macht in der Steppe eine ebene Bahn unserm Gott! Alle Täler sollen erhöht werden, und alle Berge und Hügel sollen erniedrigt werden, und was uneben ist, soll gerade, und was hügelig ist, soll eben werden. (Jes 40, 3f)

Gott den Weg ebnen – dass er zu mir kommen kann – und zu anderen. – Kann man das überhaupt – Gott die Steine aus dem Weg räumen? Wie macht man das in einer Zeit, in der Gespräche, Besuche und Gottesdienste alles andere als selbstverständlich sind?

BEREITET DEM HERRN DEN WEG, DENN SIEHE DER HERR KOMMT GEWALTIG. (Jes 40, 3.10) – An dieser Stelle des Wochenspruches stocke ich. – DER HERR KOMMT GEWALTIG.

Nein, ich will gar keinen Gott, der wie ein großer Kriegsmann daherkommt und alles überrollt. Gewaltsam. So einen brauche ich nicht. Dafür liegt schon zu viel in Trümmern auf dieser Welt. Was ich aber brauche, ist, dass einer mit Kraft kommt – sich durch alle Hindernisse hindurch einen Weg zu mir bahnt. Zu mir, bei der sich die Freude auf Weihnachten nicht so recht einstellen will. Der sich durch alle Hindernisse hindurch einen Weg bahnt zu all jenen, deren Leben auf dieser Welt in Scherben liegt.

Ach, wenn er doch endlich käme und uns tröstete. Wenn Licht und Freude in unseren Herzen wieder Raum fände. Wenn Frieden und Liebe Einzug hielten und die aggressiven Worte und Taten gegeneinander beendeten. Wenn Gottes zuteilende Gerechtigkeit unter uns Einzug hielte, nicht das Recht des Stärkeren und die Gier. – Ja, nach solchem Besuch sehne ich mich. Der könnte nicht machtvoll genug kommen.

Nur – mit der Macht und der Kraft bei Gott – das ist nicht so einfach. Gottes Kraft ist in den Schwachen mächtig – hören wir (2. Kor 12, 9). Und so kommt Gott Weihnachten eben nicht als mächtiger Kriegsmann zu uns, sondern als zerbrechliches, kleines Kind. In einem Stall, bei armen Menschen – nicht in einem Palast oder einem gemütlichen Zuhause.

Aber genau das ist es doch, was ihn dort ankommen lässt, wo wir ihn brauchen. – Im tiefsten menschlichen Elend. In Armut. In Hoffnungslosigkeit. – Dort zeigt er seine Liebe. Dort schenkt er Freude. Dort bringt er Hoffnung. Das ist SEIN Weg. Der Weg, auf dem Gott kommt.

Ob ich Gott diesen Weg wirklich bereiten kann? Ich fürchte, kaum. Aber ich kann ihn dort erwarten – mit ihm rechnen, wenn ich am Boden bin – traurig – einsam – armselig. Und wo ich kann, will ich das weitersagen: JA, ER KOMMT – ZU MIR UND ZU DIR.

Gebet

Komm zu uns, Gott,

in Angst und Sorge unseres Lebens,

in Frust und Ärger über genommene Freiheiten,

in die Zerissenheit der Familien.

Komm zu uns,

bring uns Frieden

und Licht in unsere Herzen. Amen.